Schulweg - Erinnerungen
Sparte: GeschichtenVor vielen Jahren, als ich noch in J. wohnte, "durfte" ich ja auch in die Schule gehen.
Und das im wahrsten Sinn des Wortes: gehen.
Wir wohnten in einer Siedlung an dem der eigentlichen Stadt gegenüberliegenden Hang, "Pachthaus" genannt, in einem der letzten Häuser oben am Wald, dem auf Grund seiner Geschichte sogenannten "Zollhaus". 4x am Tag fuhr ein Bus von uns in die Stadt, wer andere Verbindungen einschließlich Stadtverkehr nutzen wollte, mußte schon die reichliche halbe Stunde Fußmarsch bis zum Bahnhof in Kauf nehmen. Ein "Schulbus" fur auch nicht, da es nur zwei Kinder in meiner Klassenstufe gab.
So hieß es laufen, bei Wind und Wetter, Sommer wie Winter. 3 km Fußweg früh hin, meist mit dem Ranzen, aber auch 2x die Woche extra mit Turnbeutel *g* und im Winter mit den Skiern. Erst ging es den Berg runter, immer die Straße lang bis zur großen Eisenbahnbrücke. Wer zum Bus wollte, mußte dort rechts weg zum Bahnhof - mein Weg bog links ab auf Trampfelpfade, am Eisenwerk halb durchs Betriebsgelände und dann nach der Talstraße durch eine Schonung den Berg wieder hinauf bis zur Schule.
Außer im Winter. Da waren die Pfade derart verschneit (bzw. am Nachmittag von Kinderär*** so eisglatt poliert *lol*) daß man freiwillig den offiziellen Weg nutzte, also über den Bahnhof und den "Schützensteig", auch wenn der einiges länger war. Dafür war er aber geräumt und gestreut...
Doch selbst auf der Trampelstrecke gab es noch Abkürzungen: Der Weg durch die Schonung überbrückte mit seinem Schlängeln einen Höhenunterschied von wenigstens 60 m an der Bruchseite de Berges. Da gab es eine, aber nur von ganz Mutigen (!) benutzte Abkürzung: die "Kerze"! Hier konnte man sich von Strauch zu Strauch und Baum zu Baum den Hang fast senkrecht hocharbeiten - das sah gefährlich aus (War es mit Sicherheit auch!) und brachte fast keinen Vorteil, weil die Kletterei so anstrengend war, daß die Kinder auf dem "richtigen" Weg genauso schnell waren - und wenn man abrutschte sogar noch schneller!! Allerdings gab es auch ganz Wagemutige (Verrückte aus der / meiner heutigen Sicht!), die setzten sich heimwärts auf den Ranzen und rodelten die "Kerze" runter - immer in der Hoffnung, unten rechtzeitig bremsen zu können bevor man auf die Talstraße (Die damals zum Glück kaum befahren war!) schlitterte...
Gut, ich gebe es zu: Ich bin auch einmal dort runtergerodelt. Leider war ich nicht bei dem harten Kern, der alle Tricks kannte und hatte im Vorfeld nicht gründlich nachgedacht, denn ich setzte mich wie die anderen auf meinen Ranzen, hielt mich an den Schulterriemen fest und rutschte los und flott hinab - allerdings mit der Klappe nach hinten und den Schlössern nach unten... Ungefähr am halben Hang dann gingen die Schlösser auf und mein Ranzten entleerte sich über den restlichen Hang, während ich von dem nun instabilen Gefährt kippte und seitwärts in die Büsche flog!
Von da an benutzte ich brav wieder den Fußweg...
Eine andere Abkürzung waren die Gleise. Man konnte einmal ein Stück vor der Eisenbahnbrücke runter auf die Gleiskörper klettern und diese dann überqueren, da sparte man sich den Tanz über die Brücke und dann bis zum Eisenwerk. Allerdings gab es da etliche Weichen und die Betriebszüge des Eisenwerkes fuhren ohne Fahrplan... Oder man schnitt gleich an der großen Kuve den ganzen Bogen über die Gleise an - dort kam man dann aber auf dem Holzplatz raus und mußte durchs Sägewerk - das war noch gefährlicher...
Allerdings gab es einen Luxus für die Freunde der Kinder des Möbelspediteurs: Die durften früh hinten auf der Ladefläche vom LKW mitfahren bis vor die Schule! Das war schön, gerade wenn der Regen auf die Plane trommelte und wir durch eine lose Ecke nach draußen schielten, dieses beieinandersitzen und der Spaß - auch wenn wir uns ganz schön festklammern mußten, weil ja keine Sitzgelegenheiten außer der Ranzen da waren! Aber es war herrlich! Dafür stand man dann auch gern noch eine halbe oder dreiviertel Stunde vor der Schule rum...
Leider war mir dieses Vergnügen nicht so oft vergönnt - als meine Eltern davon erfuhren, war der Spaß vorbei! Sicherheit wurde groß geschrieben und der Herr (Fahrer) hatte weder einen Personenbeförderungsschein noch die notwendigen Einrichtungen auf der Ladefläche... *seufz*
Ja, so war das damals...
Allerdings, und das muß ich dazu sagen, war es auch eine ruhige Zeit. Es gab kaum Autos, die am Schulweg fuhren - und Fremde gab es auch fast keine, wir waren ja Grenzstadt, insofern kannte man sich untereinander...
Heute kann man die Talstraße vor Fahrzeugverkehr kaum noch überqueren, denn sie führt direkt zum Grenzübergang. Aus der Schonung ist inzwischen Hochwald geworden, die "Kerze" ist zugewachsen genauso wie der "Stoppelhopserweg"... Auf dem Gelände des Sägewerkes sind die Parkplätze für die "Grenzgänger" entstanden, das Eisenwerk ist "abgewickelt". "Neuoberhaus" existiert nicht mehr, alle Häuser sind abgerissen, das Gelände planiert (Eigentlich ist es kein Verlust, sondern sogar gut! Neuoberhaus war eine reine Wismut-Barackensiedlung und stand unmittelbar an (Und auf!) Halden mit strahlendem, aber nicht abbauwürdigen Erz...) - und das "Pachthaus" ist nicht mehr wiederzuerkennen: Die beiden Zollhäuser stehen noch, ein Ferienheim, ein paar kleine Häuser... der Rest ist teilweise abgerissen, teilweise zerfallen, es gibt ein Asylantenheim und ein Obdachlosenheim,beide (Verzeihung!) in einem Zustand "unter aller Sau"...
Doch der Grenzbach plätschert unberührt vor sich hin und weckt Erinnerungen...
Und das im wahrsten Sinn des Wortes: gehen.
Wir wohnten in einer Siedlung an dem der eigentlichen Stadt gegenüberliegenden Hang, "Pachthaus" genannt, in einem der letzten Häuser oben am Wald, dem auf Grund seiner Geschichte sogenannten "Zollhaus". 4x am Tag fuhr ein Bus von uns in die Stadt, wer andere Verbindungen einschließlich Stadtverkehr nutzen wollte, mußte schon die reichliche halbe Stunde Fußmarsch bis zum Bahnhof in Kauf nehmen. Ein "Schulbus" fur auch nicht, da es nur zwei Kinder in meiner Klassenstufe gab.
So hieß es laufen, bei Wind und Wetter, Sommer wie Winter. 3 km Fußweg früh hin, meist mit dem Ranzen, aber auch 2x die Woche extra mit Turnbeutel *g* und im Winter mit den Skiern. Erst ging es den Berg runter, immer die Straße lang bis zur großen Eisenbahnbrücke. Wer zum Bus wollte, mußte dort rechts weg zum Bahnhof - mein Weg bog links ab auf Trampfelpfade, am Eisenwerk halb durchs Betriebsgelände und dann nach der Talstraße durch eine Schonung den Berg wieder hinauf bis zur Schule.
Außer im Winter. Da waren die Pfade derart verschneit (bzw. am Nachmittag von Kinderär*** so eisglatt poliert *lol*) daß man freiwillig den offiziellen Weg nutzte, also über den Bahnhof und den "Schützensteig", auch wenn der einiges länger war. Dafür war er aber geräumt und gestreut...
Doch selbst auf der Trampelstrecke gab es noch Abkürzungen: Der Weg durch die Schonung überbrückte mit seinem Schlängeln einen Höhenunterschied von wenigstens 60 m an der Bruchseite de Berges. Da gab es eine, aber nur von ganz Mutigen (!) benutzte Abkürzung: die "Kerze"! Hier konnte man sich von Strauch zu Strauch und Baum zu Baum den Hang fast senkrecht hocharbeiten - das sah gefährlich aus (War es mit Sicherheit auch!) und brachte fast keinen Vorteil, weil die Kletterei so anstrengend war, daß die Kinder auf dem "richtigen" Weg genauso schnell waren - und wenn man abrutschte sogar noch schneller!! Allerdings gab es auch ganz Wagemutige (Verrückte aus der / meiner heutigen Sicht!), die setzten sich heimwärts auf den Ranzen und rodelten die "Kerze" runter - immer in der Hoffnung, unten rechtzeitig bremsen zu können bevor man auf die Talstraße (Die damals zum Glück kaum befahren war!) schlitterte...
Gut, ich gebe es zu: Ich bin auch einmal dort runtergerodelt. Leider war ich nicht bei dem harten Kern, der alle Tricks kannte und hatte im Vorfeld nicht gründlich nachgedacht, denn ich setzte mich wie die anderen auf meinen Ranzen, hielt mich an den Schulterriemen fest und rutschte los und flott hinab - allerdings mit der Klappe nach hinten und den Schlössern nach unten... Ungefähr am halben Hang dann gingen die Schlösser auf und mein Ranzten entleerte sich über den restlichen Hang, während ich von dem nun instabilen Gefährt kippte und seitwärts in die Büsche flog!
Von da an benutzte ich brav wieder den Fußweg...
Eine andere Abkürzung waren die Gleise. Man konnte einmal ein Stück vor der Eisenbahnbrücke runter auf die Gleiskörper klettern und diese dann überqueren, da sparte man sich den Tanz über die Brücke und dann bis zum Eisenwerk. Allerdings gab es da etliche Weichen und die Betriebszüge des Eisenwerkes fuhren ohne Fahrplan... Oder man schnitt gleich an der großen Kuve den ganzen Bogen über die Gleise an - dort kam man dann aber auf dem Holzplatz raus und mußte durchs Sägewerk - das war noch gefährlicher...
Allerdings gab es einen Luxus für die Freunde der Kinder des Möbelspediteurs: Die durften früh hinten auf der Ladefläche vom LKW mitfahren bis vor die Schule! Das war schön, gerade wenn der Regen auf die Plane trommelte und wir durch eine lose Ecke nach draußen schielten, dieses beieinandersitzen und der Spaß - auch wenn wir uns ganz schön festklammern mußten, weil ja keine Sitzgelegenheiten außer der Ranzen da waren! Aber es war herrlich! Dafür stand man dann auch gern noch eine halbe oder dreiviertel Stunde vor der Schule rum...
Leider war mir dieses Vergnügen nicht so oft vergönnt - als meine Eltern davon erfuhren, war der Spaß vorbei! Sicherheit wurde groß geschrieben und der Herr (Fahrer) hatte weder einen Personenbeförderungsschein noch die notwendigen Einrichtungen auf der Ladefläche... *seufz*
Ja, so war das damals...
Allerdings, und das muß ich dazu sagen, war es auch eine ruhige Zeit. Es gab kaum Autos, die am Schulweg fuhren - und Fremde gab es auch fast keine, wir waren ja Grenzstadt, insofern kannte man sich untereinander...
Heute kann man die Talstraße vor Fahrzeugverkehr kaum noch überqueren, denn sie führt direkt zum Grenzübergang. Aus der Schonung ist inzwischen Hochwald geworden, die "Kerze" ist zugewachsen genauso wie der "Stoppelhopserweg"... Auf dem Gelände des Sägewerkes sind die Parkplätze für die "Grenzgänger" entstanden, das Eisenwerk ist "abgewickelt". "Neuoberhaus" existiert nicht mehr, alle Häuser sind abgerissen, das Gelände planiert (Eigentlich ist es kein Verlust, sondern sogar gut! Neuoberhaus war eine reine Wismut-Barackensiedlung und stand unmittelbar an (Und auf!) Halden mit strahlendem, aber nicht abbauwürdigen Erz...) - und das "Pachthaus" ist nicht mehr wiederzuerkennen: Die beiden Zollhäuser stehen noch, ein Ferienheim, ein paar kleine Häuser... der Rest ist teilweise abgerissen, teilweise zerfallen, es gibt ein Asylantenheim und ein Obdachlosenheim,beide (Verzeihung!) in einem Zustand "unter aller Sau"...
Doch der Grenzbach plätschert unberührt vor sich hin und weckt Erinnerungen...
Waldschratt - 23. Sep, 23:06
schön Dich hier begrüßen zu dürfen! *freu*
In welche Schule bist Du gegangen? Ich war in der Pesta. (Pestalozzi-Oberschule, 1970-1978)
*lg* & N8i!
Maik
(Der im Schlitten bin ich! *g*)
Kennst Du noch den "Kleinen Kranichsee", das Hochmoor? Aber Ihr ward wohl mehr im Winter dort... Aber die Carlsfelder Rundkirche müßte ein Begriff sein! Und zu den steilen Strassen: Ich habe in meinem ganzen Leben einmal einen Fahhradrücktritt glühen sehen bevor er den "Geist aufgab": Das war der an meines Vaters Fahrrad, als wir die "Himmelsleiter" runter gefahren sind... *g*
*lg*
Maik