26
Dez
2006

Weihnachtsvorlesung: RADOSOPHIE

Sparte: Tipps

Der von mir sehr verehrte


Prof. H. Lesch

Prof. H. Lesch


hat heute seine Weihnachtsvorlesung gehalten (Ja, zugegeben - es war eine Aufzeichnung, aber das tut der Sache ja keinen Abbruch!). Sind seine Vorlesungen auch sonst selbst zu den trockensten Themen immer einprägsam und interessant, so hat er sich doch heute selbst übertroffen. Wie ihr ja wisst, sind diese Weihnachtsvorlesungen immer ein Höhepunkt im akademischen Jahr! Sie dienen zwar wie alle anderen auch vorrangig der Wissensvermittlung, sind aber entschieden lockerer aufgebaut und beschäftigen sich zumeist mit amüsanten "Randproblemen".



Heutiges Thema: Die RADOSOPHIE

Als Ausgangspunkt nahm Prof. Lesch diesmal die Vermessung der Pyramiden mit einem Metermaß (Schneidermaßband) alá E. v. Däniken und die daraus abgeleiteten "mathematischen Beweise" für die Anleitung des Pyramidenbaus durch Außerirdische.

Allerdings ging es nicht um die Existenz von Außerirdischen, sondern um eben diese "mathematischen Beweise".

(Ihr erinnert Euch vielleicht: Betrachtet man das Verhältnis der Seitenlängen zur Höhe der Pyramide, ergibt sich die Zahl ∏ (eine natürliche Konstante, eine sog. "transzendente Zahl", die mit 3,1415 beginnt, unendlich ist und die Grundlage für viele Berechnung einschließlich im Bereich der Kryptographie dient. Sie ergibt sich aus dem Verhältnis des Kreisdurchmessers zu seinem Umfang. Den Ägyptern wird u.a. die Kenntnis dieser Zahl abgesprochen und daraus die Einmischung von Ausserirdischen konstruiert.)

Ein begnadeter Physiker und Astronom, der Niederländer Cornelis de Jager, hatte eine Idee, die trotz aller humoristischen Aspekte durchaus auf eine ernst zu nehmende Basis aufbaut: Er ging davon aus, dass auf Grund bestimmter mathematischer Gesetzmäßigkeiten sich jede beliebige Zahl mit hinreichender Genauigkeit aus den Zahlen A, B, C und D errechnen lässt, indem man diese Zahlen mit a, b, c und d potenziert und sie dann miteinander durch die Grundrechenarten verknüpft, wobei sich a, b, c und d zwischen -5 und 5 bewegen sollten einschließlich der gebrochenen Zahlen wie ½ usw.

(Ich gestehe ehrlich, obwohl ich mir diese Vorlesung auch noch einmal angeschaut habe und dann in der Literatur nachgelesen habe – ganz bin ich nicht dahinter gestiegen, welche Gesetze da nun wie zusammenspielen!)

Nachdem C. de Jager nun diese mathematischen Zusammenhänge erkannt hatte, suchte er sich ein Beispiel in der Praxis, das zum Einen alltäglich und damit auch sattsam bekannt war und zum Anderen sich schön mit der Zahl ∏ ins Verhältnis setzen ließ und er fand (Wie sollte es bei einem Niederländer auch anders sein! *lol*) - das FAHRRAD! Hier hatte er schöne runde Sachen wie die Räder und die Lampe sowie einige andere Dinge wie den Pedalweg, der ja eigentlich nichts direkt mit der Lampe zu tun hat, aber sich ja auch berechnen ließ und zumindest am gleichen Fahrrad vorkam!

… und so schuf C. de Jager das "Heilige Fahrrad-Zoll zu 17 mm"! Er stellte es und seine Berechnungen in dem Artikel "Mein paranormales Fahrad und andere Anlässe zur Skepsis" vor. (Das Buch dazu gibt es für u10 Euronen bei Amaz**...)

Damit begann sein Beweismarathon, dass in einem holländischen Fahrrad der gesamte Bauplan unseres physikalischen Universums samt seiner kleinsten und größten Bestandteile exakt vorgegeben ist! Berechnet man nämlich z. Bsp. den Lampendurchmesser in der 3. Wurzel seiner 5. Potenz und setzt ihn in Bezug zum Quadrat des Kehrwertes der dritten Wurzel aus dem Pedalweg, so erhält man auf 6 Stellen nach dem Komma genau die Verhältniszahl der Massen von einem Proton zu einem Elektron! (Oder war es der Kehrwert der 4. Potenz in der 2. Wurzel? *grübel*)

Das glaubt Ihr nicht?

Ist aber wirklich so!

Auf der Webseite des promovierten Experimentalphysikers Florian Hars findet ihr ein kleines Script, welches die Rechnerei quasi "hinter den Kulissen" erledigt und dann die fertigen Beweise vorlegt. Sowohl die Ausgangszahlen als auch die gewünschten Ergebnisse sind dabei vom Anwender frei wählbar! Es besteht sogar die Möglichkeit, aus den Ergebnissen heraus rückzurechnen!

Folgende Aufgabe hat er vorgegeben, die sich aber nach Belieben abändern lässt:

"Geben sie fünf Werte ein, etwa auf dem wievielten Planeten Ihrer Sonne sie leben, die Zahl ihrer Finger, die Versionsnummer Ihres Emacs, Ihr Geburtsjahr im Kalender der Französischen Revolution und die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest, und sehen Sie, welche der unten aufgeführten Naturkonstanten darin verborgen sind!"

Aber Vorsicht!

Nein, nicht wegen der Ergebnisse! Das Programm enthält eine Schleifenkonstruktion/Verschachtelung, die etwa 2 Mio. mal durchlaufen werden muss, was für den Rechner natürlich eine immense Belastung darstellt! Vor allem Netscape-Nutzer haben dann das Problem, dass während der Rechenzeit keine anderen Seiten mehr aufgebaut werden…

Es ist schon erstaunlich, was sich so alles hineininterpretieren – oder herauslesen lässt – es muss also nicht immer Kaffeesatz sein! *fg*

Zwei Bemerkungen noch zu diesem mathematischen Hintergrund:

1. Einfachere Formen dieser Rechnung kennt wohl jeder – sie werden von Gedächtniskünstlern genutzt, die eine vom Zuschauer nur gedachte Zahl von diesem manipulieren lassen und dann das Ergebnis korrekt vorhersagen! Es gibt inzwischen auch solche Joke-Programme, die den Gedächtniskünstler "ersetzen"…
2. Dieses mathematische Problem hat auch praktische Auswirkungen, z. Bsp. im Bereich der Kryptographie. Man (über~) liest oft den Verschlüsselungshinweis bei der Übertragung sicherer Seiten im Internet, aber wer hat sich schon mal näher damit beschäftigt? Als Stichpunkt für den interessierten Leser möchte ich hier nur einwerfen: "duale Schlüssel" – bestehend aus dem öffentlich zugänglichen, dem "public key", den jeder in einer Art Telefonbuch nachschlagen kann um eine Nachricht zu verschlüsseln, und dem "private key", den der Empfänger benötigt um die Nachricht zu dechiffrieren und den eben nur der Empfänger kennt!

… und wer nun nicht konvertieren will, weil er nicht an die "Radosophie" und den "heiligen Fahrrad-Zoll zu 17mm" glaubt, den kann ich beruhigen: Inzwischen haben sich noch mehr mathematisch begeisterte Menschen dieses Themas bemächtigt und so gibt es derartige Berechnungen z. Bsp. auch für Toaster usw.! Man sollte diese Theorien, die ja alle "mathematisch exakt bewiesen" sind, nicht mit den "Spaghetti-Monstern" o.ä. in einen Topf werfen – außer, dass sie alle nicht ganz ernst zu nehmen sind!


Alles in allem war es wieder einmal eine gelungene Vorlesung, die man nicht beschreiben kann, die man erlebt haben muss! Und vergessen wird man sie auch nicht so schnell; selbst wenn die Beweisführung in all ihren Fein~ und Eigenheiten nicht unbedingt eine bleibende Erinnerung hinterlässt, so wurde das inhaltliche Anliegen sehr einprägsam deutlich gemacht!


Die Vorlesungen von Prof. H. Lesch könnt Ihr ebenso wie seine philosophischen Streitgespräche mit Prof. W. Vossenkuhl auf Bayern(alpha) (Bα) ansehen oder im Bayern-alpha-Shop bzw. im Fachhandel erwerben.


Es lohnt sich!!


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Yooee - 28. Dez, 23:10

Jau, immer wieder sehenswert, der Lesch. Vor allem die Gespräche rufen bei mir immer so eine Sehnsucht hervor, auch mal in diese Pizzeria zu gehen, ne Flasche Roten zu bestellen und dann mit jemandem solche Themen zu eruieren... Wie die Suche nach dem heiligen Gral.

Waldschratt - 28. Dez, 23:56

Wir hatten an der TUC speziell den "UNIX-Stammtisch", wo querbeet alles mögliche diskutiert wurde, nicht nur was Informatik/Mathe betraf sondern eben alles und ohne großen "Fahrplan". Es wurde nicht danach geschaut ob man Erstsemestler oder MA war, sondern es kam auf eigene logisch durchdachte/begründete Beiträge und Ansichten an, auch wenn sie noch nicht ausgereift waren! Viele gute Ideen sind dort entstanden (Na gut, auch manche "Schnapsidee" - aber selbst DIE waren irgendwie ... GENIAL! *g*) Und das was an den Abenden diskutiert wurde blieb 100mal besser im Gedächtnis als der gleiche Stoff aus der Vorlesung oder dem Seminar, vor allem war "lebendiger", weil er ja von allen Seiten quasi "abgeklopft und beleuchtet" wurde...

Leider kam in den letzten Jahren der Standesdünkel immer stärker daher, so dass es letztendlich nicht mehr gern gesehen wurde, wenn sich MA/Dozenten mit an denStudenten(stamm)tisch setzten wenn es keine "offizielle" Veranstaltung war. Auch unter den Studenten selbst hat sich das Klima etwas verändert...

Mir fehlen diese Abende und andere der gleichen Art sehr, wirklich sehr!


Na denn: *lg* & "gaudeamus igitur!"

Schrattonio h.c. waldus
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