Weihnachten im Gebirge
Sparte: Erzgebirge & UmgebungMeine Heimat ist das "silberne Erzgebirge", welches auch den Beinamen "Weihnachtsland" trägt. Obwohl in unserer Region die Weihnacht als kirchliches Fest begangen wird, ist viel vom regionalen Brauchtum eingeflossen... Wie heißt es bei uns:
"Olles kimmt vum Bargma har!"
("Alles kommt vom Bergmann her!")
Der Bergmann, vom Morgen bis zum Abend bei seinem "Tagwerk" unter der Erde im Funzelschein der Rüböllämpchen, dem "Geleucht" oder von Kienspänen schuftend, sehnte sich das ganze Jahr über nach Licht. Und so entstanden bei uns einige Sitten und Gebräuche, wie z. Bsp. das Aufstellen der
Schwib-Bögen
Auf diesem Bild sieht man den sogenannten "Schwarzenberger Schwibbogen". Bei uns hat nämlich fast jeder Ort seine eigenen entsprechend der Traditionen. In der Mitte siehst Du, von zwei Bergknappen gehalten, das sächsische Wappen (auch bekannt als die "Meissner Schwerter"). Darunter brennt ein Schmiedefeuer zur Erinnerung an G. Teller, einen Johanngeorgenstädter Bergschmied, der den ersten Schwibbogen geschaffen hat. Links zwischen Bergknappe (Bergknappen waren freie Bürger mit dem Recht, Waffen zu tragen!) und der Klöpplerin sieht man eine "Spinne", die weihnachtliche Festbeleuchtung hier im Gebirge. Rechts zwischen Bergknappe und Schnitzer befindet sich ein Weihnachtsengel. Links und rechts sitzen wie schon erwähnt Schnitzer und Klöpplerin. Schnitzen für die Männer und Klöppeln für die Frauen waren beides die Tätigkeiten, mit denen sich die Bergleute in Zeiten des Niedergangs "über Wasser" hielten. Die
Klöppelsack mit Spitze
Klöppelspitze, deren Herstellung in Heimarbeit von Barbara Uthmann aus Annaberg hier eingeführt wurde, brachte den Bergleuten nur wenige Groschen - die heute noch berühmte Klöppelspitze B.U. ihren bürgerlichen Reichtum... In späteren Zeiten kam dann das "Majorieren" und das "Posamentieren", das Herstellen von Epauletten ("Major"--> "major-ieren") und Effekten/Posamenten hinzu.
Der Lichterbogen geht auf einen Brauch der Bergleute zurück: Nach einem schweren Grubenunglück im Mittelalter, bei dem zu einer Schicht am 24.12. eine Grube verschüttet wurde, fährt kein Bergmann mehr am 24.12. des Jahres ein. Statt dessen wird diese Schicht als "Mettenschicht" verfahren. Die Bergleute treffen sich im "Huthaus" und gedenken des alten und neuen Jahres, des Unglück und des Segens. Dabei wird das "Geleucht" rund um das "Stollenmundloch" (den Eingang zum Stollen, manche sagen auch "Schacht" dazu, was aber meist sachlich falsch ist... *g*) aufgehängt - so entstand die halbkreisförmige Anordnung der Leuchten auf dem Schwibbogen.
Eine weitere Tradition ist das
Schneeberger Lichtelfest
welches jedes Jahr in der altehrwürdigen Bergstadt Schneeberg gemeinsam mit dem "Großen Bergaufzug" am zweiten Advent gefeiert wird.
Und so gibt es noch viele Traditionen: die Räuchermännchen, die den würzigen Duft nach Weihrauch verbreiten... die bärbeißigen Nußknacker... das "Bornkinnl"... die Bergmänner und Engel, die in den Fenster stehen und die Zahl der Familienmitglieder angeben: die beiden großen für Vater und Mutter, die kleinen jeweils für die Jungen und Mädchen... die Weihnachtsmette, das ist der Gottesdienst in der Heiligen Nacht, zu dem auch viele nicht-gebundene Menschen kommen, die Pyramiden, das "Neinerlaa" (das Heilig-Abend-Essen, bestehend aus 0 Gerichten, wobei jedes seine Bedeutung hat für das kommende Jahr: Linsen für viel (Klein-) Geld, Fleisch aus dem Wasser, vom Land und aus der Luft, damit nie Mangel daran herrsche, Selleriesalat für den "häuslichen Frieden" *fg* (Es wird ihm eine gewisse aphrodisiakische Wirkung zugeschrieben, weshalb er hier auch liebevoll "Steh-Wurzel-Salat" genannt wird...)... das Kurrende-Singen usw. usf.
Ein Brauch ist in unserer hektischen und (gefühls-) kalt gewordenen Zeit allerdings fast ausgestorben: das "Hutzen-Giehe". Das "Hutzen" (zusammenrutschen, eng aneinander sitzen) war eine praktische Sache: Man traf sich bei den Nachbarn, es wurde gemeinsam geklöppelt, geschnitzt, erzählt und gesungen - und dabei wurde Brennstoff gespart und es wurden Erfahrungen ausgetauscht...
Erwähnenswert ist auch unser Reichtum an Liedern, die ob ihrer Mundart jedoch heute auch nur noch von wenigen verstanden - und von noch wenigeren gesungen werden....
Eigentlich sollte das eine Kurzfassung sein - die aber etwas länger geworden ist. Dafür bitte ich um Entschuldigung!
Wenn es noch Fragen gibt, ich stehe gern zur Verfügung!
"Olles kimmt vum Bargma har!"
("Alles kommt vom Bergmann her!")
Der Bergmann, vom Morgen bis zum Abend bei seinem "Tagwerk" unter der Erde im Funzelschein der Rüböllämpchen, dem "Geleucht" oder von Kienspänen schuftend, sehnte sich das ganze Jahr über nach Licht. Und so entstanden bei uns einige Sitten und Gebräuche, wie z. Bsp. das Aufstellen der
Schwib-Bögen
Auf diesem Bild sieht man den sogenannten "Schwarzenberger Schwibbogen". Bei uns hat nämlich fast jeder Ort seine eigenen entsprechend der Traditionen. In der Mitte siehst Du, von zwei Bergknappen gehalten, das sächsische Wappen (auch bekannt als die "Meissner Schwerter"). Darunter brennt ein Schmiedefeuer zur Erinnerung an G. Teller, einen Johanngeorgenstädter Bergschmied, der den ersten Schwibbogen geschaffen hat. Links zwischen Bergknappe (Bergknappen waren freie Bürger mit dem Recht, Waffen zu tragen!) und der Klöpplerin sieht man eine "Spinne", die weihnachtliche Festbeleuchtung hier im Gebirge. Rechts zwischen Bergknappe und Schnitzer befindet sich ein Weihnachtsengel. Links und rechts sitzen wie schon erwähnt Schnitzer und Klöpplerin. Schnitzen für die Männer und Klöppeln für die Frauen waren beides die Tätigkeiten, mit denen sich die Bergleute in Zeiten des Niedergangs "über Wasser" hielten. Die
Klöppelsack mit Spitze
Klöppelspitze, deren Herstellung in Heimarbeit von Barbara Uthmann aus Annaberg hier eingeführt wurde, brachte den Bergleuten nur wenige Groschen - die heute noch berühmte Klöppelspitze B.U. ihren bürgerlichen Reichtum... In späteren Zeiten kam dann das "Majorieren" und das "Posamentieren", das Herstellen von Epauletten ("Major"--> "major-ieren") und Effekten/Posamenten hinzu.
Der Lichterbogen geht auf einen Brauch der Bergleute zurück: Nach einem schweren Grubenunglück im Mittelalter, bei dem zu einer Schicht am 24.12. eine Grube verschüttet wurde, fährt kein Bergmann mehr am 24.12. des Jahres ein. Statt dessen wird diese Schicht als "Mettenschicht" verfahren. Die Bergleute treffen sich im "Huthaus" und gedenken des alten und neuen Jahres, des Unglück und des Segens. Dabei wird das "Geleucht" rund um das "Stollenmundloch" (den Eingang zum Stollen, manche sagen auch "Schacht" dazu, was aber meist sachlich falsch ist... *g*) aufgehängt - so entstand die halbkreisförmige Anordnung der Leuchten auf dem Schwibbogen.
Eine weitere Tradition ist das
Schneeberger Lichtelfest
welches jedes Jahr in der altehrwürdigen Bergstadt Schneeberg gemeinsam mit dem "Großen Bergaufzug" am zweiten Advent gefeiert wird.
Und so gibt es noch viele Traditionen: die Räuchermännchen, die den würzigen Duft nach Weihrauch verbreiten... die bärbeißigen Nußknacker... das "Bornkinnl"... die Bergmänner und Engel, die in den Fenster stehen und die Zahl der Familienmitglieder angeben: die beiden großen für Vater und Mutter, die kleinen jeweils für die Jungen und Mädchen... die Weihnachtsmette, das ist der Gottesdienst in der Heiligen Nacht, zu dem auch viele nicht-gebundene Menschen kommen, die Pyramiden, das "Neinerlaa" (das Heilig-Abend-Essen, bestehend aus 0 Gerichten, wobei jedes seine Bedeutung hat für das kommende Jahr: Linsen für viel (Klein-) Geld, Fleisch aus dem Wasser, vom Land und aus der Luft, damit nie Mangel daran herrsche, Selleriesalat für den "häuslichen Frieden" *fg* (Es wird ihm eine gewisse aphrodisiakische Wirkung zugeschrieben, weshalb er hier auch liebevoll "Steh-Wurzel-Salat" genannt wird...)... das Kurrende-Singen usw. usf.
Ein Brauch ist in unserer hektischen und (gefühls-) kalt gewordenen Zeit allerdings fast ausgestorben: das "Hutzen-Giehe". Das "Hutzen" (zusammenrutschen, eng aneinander sitzen) war eine praktische Sache: Man traf sich bei den Nachbarn, es wurde gemeinsam geklöppelt, geschnitzt, erzählt und gesungen - und dabei wurde Brennstoff gespart und es wurden Erfahrungen ausgetauscht...
Erwähnenswert ist auch unser Reichtum an Liedern, die ob ihrer Mundart jedoch heute auch nur noch von wenigen verstanden - und von noch wenigeren gesungen werden....
Eigentlich sollte das eine Kurzfassung sein - die aber etwas länger geworden ist. Dafür bitte ich um Entschuldigung!
Wenn es noch Fragen gibt, ich stehe gern zur Verfügung!
Waldschratt - 9. Dez, 15:36