"Jugendsprachblüten..."
Sparte: KommentiertAuf "Philognosie" ist ein neuer, hervorragender Beitrag zu einem alten Thema erschienen: "Jugendsprachblüten und andere Ausfälle im Deutschen von heute" In (s)einer brillanten Art hat Dr. Manfred Pohl die tägliche Vergewaltigung unserer Sprache kritisch-unterhaltsam aufbereitet.
Hier ein Auszug:
"... Kürzlich habe ich mich mit einem jungen Mann unterhalten, der zu seiner Muttersprache ein so tiefgründiges Verhältnis hatte, daß er über ein Vokabular verfügte, das selbst mir als einem Menschen im gereiften Alter zum großen Teil unbekannt war.
Anfangs sprachen wir über neue Automodelle einer bekannten Firma, mit denen man spielend 250 km/h fahren konnte, ohne den Benzinverbrauch nennenswert über 8 l/100 km zu bringen. Er kommentierte diese Information mit: „Booaah ey, Wahnsinn ey.“
Slang von JugendlichenDa ich ihn nicht vollständig verstanden hatte, fragte ich noch mal nach, ob sich denn diese seine Grundsatzaussage auf die Geschwindigkeit oder auf den Benzinverbrauch beziehe. Das konkretisierte er mit der einleuchtenden Erklärung: „Mann Ede, Wahnsinnsspeed ey, Alter!“
Die schöne junge Frau, die indes an uns vorüberschritt, war mir wohl aufgefallen, aber auch die Blicke meines Gesprächspartners in ihren Schritt und etwas später auf ihr Hinterteil. Ich entlockte ihm seine Meinung mit der Bemerkung, daß sie wohl gut aussähe, und er konterte: „Whauuh oaarhh geil, ey Mann!“
Im Weitergehen erreichten wir einen Imbißstand. Schon von weitem bellte mein Gegenüber dem Verkäufer zu: „Mach ma Pommes groß.“
So recht verstand ich nicht, warum der Mann im Kiosk die Kartoffeln vergrößern sollte, jener aber muß es wohl verstanden haben, er übergab ihm eine große Tüte Pommes frites. Ja, das könnte es wohl geheißen haben.
Analysiert man die Beiträge meines Gesprächspartners bis hierher, so stellt man eine sehr vereinfachte Grammatik fest, auch sieht man, daß das eingesetzte zum Teil deutsche Vokabular einen jugendlich eigenwilligen Bedeutungswandel erfahren hat. Es sind aber auch zahlreiche Vokabeln enthalten, die nicht aus dem Deutschen kommen, die ich aber andererseits auch keiner anderen Sprache zuzuordnen vermochte.
Offenbar handelt es sich hierbei um phonetische Einheiten aus dem Tierreich, die heute vornehmlich von Tierfreunden ins Deutsche übernommen werden. Aber auch das Kinderfernsehen, eigentlich ein Medium für die Bildung unserer Kinder, leistet dazu einen unübersehbaren Beitrag mit den unzähligen Zeichentrickfilmserien, deren Tonspuren je nach Intelligenzgrad der Hersteller zu 50 bis 80 Prozent mit unartikuliertem Gebrüll angefüllt sind. Vielleicht sollte ich im modernen Politikdeutsch „50 bis 80 Prozentpunkte“ sagen...."
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Meine Wertung: Sehr lesenswert!
Hier ein Auszug:
"... Kürzlich habe ich mich mit einem jungen Mann unterhalten, der zu seiner Muttersprache ein so tiefgründiges Verhältnis hatte, daß er über ein Vokabular verfügte, das selbst mir als einem Menschen im gereiften Alter zum großen Teil unbekannt war.
Anfangs sprachen wir über neue Automodelle einer bekannten Firma, mit denen man spielend 250 km/h fahren konnte, ohne den Benzinverbrauch nennenswert über 8 l/100 km zu bringen. Er kommentierte diese Information mit: „Booaah ey, Wahnsinn ey.“
Slang von JugendlichenDa ich ihn nicht vollständig verstanden hatte, fragte ich noch mal nach, ob sich denn diese seine Grundsatzaussage auf die Geschwindigkeit oder auf den Benzinverbrauch beziehe. Das konkretisierte er mit der einleuchtenden Erklärung: „Mann Ede, Wahnsinnsspeed ey, Alter!“
Die schöne junge Frau, die indes an uns vorüberschritt, war mir wohl aufgefallen, aber auch die Blicke meines Gesprächspartners in ihren Schritt und etwas später auf ihr Hinterteil. Ich entlockte ihm seine Meinung mit der Bemerkung, daß sie wohl gut aussähe, und er konterte: „Whauuh oaarhh geil, ey Mann!“
Im Weitergehen erreichten wir einen Imbißstand. Schon von weitem bellte mein Gegenüber dem Verkäufer zu: „Mach ma Pommes groß.“
So recht verstand ich nicht, warum der Mann im Kiosk die Kartoffeln vergrößern sollte, jener aber muß es wohl verstanden haben, er übergab ihm eine große Tüte Pommes frites. Ja, das könnte es wohl geheißen haben.
Analysiert man die Beiträge meines Gesprächspartners bis hierher, so stellt man eine sehr vereinfachte Grammatik fest, auch sieht man, daß das eingesetzte zum Teil deutsche Vokabular einen jugendlich eigenwilligen Bedeutungswandel erfahren hat. Es sind aber auch zahlreiche Vokabeln enthalten, die nicht aus dem Deutschen kommen, die ich aber andererseits auch keiner anderen Sprache zuzuordnen vermochte.
Offenbar handelt es sich hierbei um phonetische Einheiten aus dem Tierreich, die heute vornehmlich von Tierfreunden ins Deutsche übernommen werden. Aber auch das Kinderfernsehen, eigentlich ein Medium für die Bildung unserer Kinder, leistet dazu einen unübersehbaren Beitrag mit den unzähligen Zeichentrickfilmserien, deren Tonspuren je nach Intelligenzgrad der Hersteller zu 50 bis 80 Prozent mit unartikuliertem Gebrüll angefüllt sind. Vielleicht sollte ich im modernen Politikdeutsch „50 bis 80 Prozentpunkte“ sagen...."
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Meine Wertung: Sehr lesenswert!
Waldschratt - 10. Sep, 09:49
Feuerpferd - 10. Sep, 10:29
Hahahahaha, lieber Maik, das lese ich mir gleich im Gesamten durch - das klingt so schon wunderbar... ;-) Solch einen Schreibstil liebe ich ja...