Den ganzen Tag schon steht die Balkontür weit auf, die Sonne strahlt bis in den hintersten Winkel. Das Vogelzwitzscher zwingt einen zum Lächeln, auch wenn mann gar nicht mag. Ein kleines Brummen schläfert mich leise ein, obwohl es von fleißiger Arbeit der "Hausteufelchen" berichtet. Der Duft nach "frisch gehahnten Gras" hängt in der Luft und kitzelt die Nase. Was fehlt ist das "Tschingeln" der Bauern, die zwischen den Mahdstreifen die Sensen nachdengeln. Dengeln habe ich noch gelernt, ebenso wie Mähen. Die Jungen hier werden garn nicht mehr wissen, was das ist...

Es juckt mich in den Fingern: die alte Sense meines Vaters die im Keller am Haken hängt und deren Stiel abgegriffen, von jahrelanger Handhabung blank poliert, das Blatt kerbig und krumm von Steinen, "Erdbohrern" und meinen ersten Dengelversuchen ist, der Wetzstein im Köcher hängend wartet vom Haken zu nehmen und zum Waldrand zu gehen ... Wenn die Sonne noch flach steht, der erste Morgentau noch nicht ganz verschwunden ist, aber die Sonne schon ihre Kraft erahnen läßt, wenn die Amsel und alles andere Gefiederte ihre Morgenmusik zum Besten gibt - wenn mann dan am Rain sitzt, auf das Gemähte sieht und wie die "diensthabenden" Vögel eifrig das frische Gras nach Würmer und Raupen durchsuchen, dann schmeckt das Brot völlig anders, dann ist man eins mit sichund der Natur, dann kann man sagen:


"Ja, dieses Leben hat seinen Sinn!"


_{gewidmet meinem Vater in tiefer Achtung
2006/05/06
MaRe}