Eigentlich sollte es nur eine Antwort zu Hoshis
Posting bei mir werden...
Es (der Tod, das Sterben, die "End-Pflege" etc. pp.) ist ja auch eine Sache, die von der Gesellschaft weitgehend tabuisiert wird - und auf das Thema "Sterbehilfe", ob nun aktiv oder passiv, möchte ich gar nicht weiter eingehen. Es ist auch weniger der Tod an sich - mit dem kann man umgehen, man findet, nein, man schließt irgendwann seinen Frieden mit dieser Tatsache, sei es durch Religion, eigenes Erleben, eigene Überegungen/Wahrnehmungen. Insofern bin ich mir sicher, dass der Begriff "Erlösung" als "Erlösung aus dem irdischen Jammertal" auch im nicht-biblischen Sinn durchaus seine Berechtigung hat!
Es hat jeder Kulturkreis seine Form gefunden damit umzugehen: Die schwarze Trauer in unseren Breiten - weiß gehen die Inder, der an Voodoo erinnernde Totenkult Haitiis, die Schädelverehrung in Neu-Guinea... Es sind aber alles nur "Hilfsmittel", um letztendlich den Hinterbliebenen den Abschied zu erleichtern - gut, es ist auch eine (ideologische/ideelle) Vorbereitung auf das, was uns "hinter dem Tor" erwarten mag, aber das ist ein Geheimnis, welches kein Lebender zu ergründen vermag und das die, die davon "gekostet" haben, von Grund auf zu ändern vermag!
Der Kulminationspunkt ist doch eigentlich der: "Was bleibt wenn es vorbei ist?" Und genau betrachtet ist die "geheime Frage", die sich dahinter verbirgt, bei dem Einzelnen: "Was bleibt von MIR, wenn es bei MIR soweit ist?" Und mancher mag sich vor der Weiterführung dieser Frage fürchten: "Hatte mein Leben einen Sinn? Gibt es überhaupt einen "Sinn des Lebens" wenn am Ende der Tod steht?" Daraus resultiert die Sehnsucht des Menschen nach etwas NACH dem "Durchschreiten der letzten Pforte", der Wunsch, sie möge die "erste Pforte" auf einem neuen Weg sein: das Paradies, die Wiedergeburt, die "Kraft" ... die Natur.
Man kann noch so oft mit dem Tod in mancher Variation konfrontiert worden sein - man gewöhnt sich nie daran! Und selbst wenn man sich um Professionalität bemüht gelingt es nicht immer, das eigene (Mit-) Gefühl, dieses "Nahe-Gehen" auszuschalten. Ich kenne Pathologen mit Alkoholproblemen... Und man muß mehr als ein großes Herz haben und ein lebensbejahender Mensch sein um als "Sterbebegleiter" für Menschen ohne Angehörige da zu sein. Ich bin sehr froh, Schwester Rathilde vom "Mutter-Theresa-Haus" in Chemnitz vor vielen Jahren kennen gelernt zu haben, auch wenn ich damals den ganzen Kreis der Thematik nicht überblicken konnte! Eine Erkenntnis, die mir damals erst dämmerte und die mir heute zu Bewußtsein kommt: Man kann die entsprechende Literatur lesen/lesen müssen, man kennt die "professionellen Sätze" die gesprochen werden von den Berufsmäßigen (Pflegekräfte, Ärzte, Polizei, Pro-Sektur...) - aber erst wenn man sie selbst gesagt bekommt merkt man, wie hohl sie bei allen klugen Überlegungen dahinter doch eigentlich sind! Dann schon lieber allein sein und sich nicht zu irgend etwas zwingen MüSSEN, sondern seine Gefühle erkennen, zulassen ... leben. Das reinigt und hilft! (Damit verschließe ich mich nicht vor der Hand von Freunden, einer ehrlicher Berührung... auch wärmende wenn auch schweigende Nähe... Die Sehnsucht danach läßt einen nicht los -
Hoshi, Du hattest Deinen Sohn, für den Du da sein mußtest!
"Sandhexe" pflegt Vormittags ihre Mutter und ist nachmittags selbst Ehefrau und Mutter... So hat man eine Aufgabe, die einem schier übermächtig erscheint - die einen aber ins Leben zwingt wenn man am (Ver-) Zweifeln ist. Und um den Bogen zu schließen im Blick auf die unterschiedlichen Kulturkreise: Wer weiß, ob wir mit unserer "Zivilisation", die uns doch auch in eine persönliche Isolation treibt (Das "Weltgetriebe" wird immer hektischer, es ist immer mehr in immer weniger Zeit zu tun... Zeit für Freunde & Familie? "Stiehl mir nicht die Zeit!" --> Mir gefällt das Wort "Ent-Schleunigung" als Gegenteil zur "Be-Schleunigung", als Zeit für Besinnung, für das innere und äußere "Rasten", für die "Zeit zum Erkennen was wirklich wichtig ist"), wer weiß also, ob unsere "Zivilisation", diese gepriesene, tatsächlich auch die "Bessere" ist?
Mein Vater ist fast genau vor 13 Jahren verstorben, ich mußte Mutsch die Nachricht überbringen. Die Trauer hat sich gewandelt, sie ist im Inneren zu Hause, ist nicht vergessen, ist immer noch präsent - aber sie dominiert nicht mehr das Leben! Oft denke ich noch: "Das mußt Du erzählen/zeigen wenn er heute heimkommt!" oder man sieht ihn auf der Strasse oder hört seine Stimme. Und das ist vielleicht das Wichtigste, was bleibt: Das Weiterleben im Herzen der Menschen, die uns lieben und achten!