Ein schöner Tod?
Sparte: GeschichtenIch habe hatte einen Kommilitonen, einen Studienfreund, Mathematik summa cum laude, später Doktor der Mathematik, Fachgebiet Stochstik. Zusatzstudien in Leningrad und Moskau...
1994, als Robotron- und ESER-Bytes hier ihren letzten Zuckungen erlagen und alles die Windoofs-Hymne sang, fragte niemand mehr nach "FORTRAN" & "PASCAL" - und nach ihm ... Bei einem Computergrundkurs vom Arbeitsamt, der für uns beide mehr ein Schlag ins Gesicht denn eine Weiterbildungsmaßnahme war, trafen wir uns wieder. Seine Ulan-Bator-Bräune war dem Alkoholiker-Grau gewichen, sein Humor ätzendem Sarkasmaus. Seine fleißige Frau L., die er aus dem vormaligen Bruderland Mongolei mitgebracht hatte, hielt die Familie mit einem kleinen Textilgeschäft über Wasser, bis auch sie dem Druck der Vietnamesen, der Steuerbehörde und wer auch sonst noch immer die Hand aufhielt, nachgab und nach L. ging. Allein.
Wenn man den Doktor danach sah, war für ihn ständig Feiertag: Er hatte immer geflaggt! Sein Äußeres verkam immer mehr, sein Weg ins Reich der Penner war nicht zu übersehen - aber er stand NIE mit anderen Trinkern vor der Markthalle oder an der Tanke, er saß mit einer, meist russischen, Zeitung am Kulturbundpark und las, eine Flasche neben sich, die anderen "unauffälig" hinter der Bank... Doch es kam immer öfter vor, dass er nicht mehr bis nach Hause fand und als "Person im hilflos Zustand" eingesammelt wurde.
Nun haben sie ihn gefunden: Völlig verwandelt! Er war frisch geduscht und rasiert, die Haare geschnitten und gekämmt, NÜCHTERN, bekleidet mit seinem letzten dreiteiligen Anzug, Hemd, Binder, Schuhe, die Hände in den Hosentaschen und ein Lächeln auf dem Gesicht - so lag er in seinem Wohnzimmer. Erst hielt ich es nach diesem Abstieg für ein Gerücht, doch es stimmt - und auch die genaue Todesursache gibt der MUK noch Rätsel auf...
Woran er wohl gedacht haben mag? Vielleicht ist er ja mit L. wieder damals in Ulan-Bator - ich würde es ihm wünschen!
1994, als Robotron- und ESER-Bytes hier ihren letzten Zuckungen erlagen und alles die Windoofs-Hymne sang, fragte niemand mehr nach "FORTRAN" & "PASCAL" - und nach ihm ... Bei einem Computergrundkurs vom Arbeitsamt, der für uns beide mehr ein Schlag ins Gesicht denn eine Weiterbildungsmaßnahme war, trafen wir uns wieder. Seine Ulan-Bator-Bräune war dem Alkoholiker-Grau gewichen, sein Humor ätzendem Sarkasmaus. Seine fleißige Frau L., die er aus dem vormaligen Bruderland Mongolei mitgebracht hatte, hielt die Familie mit einem kleinen Textilgeschäft über Wasser, bis auch sie dem Druck der Vietnamesen, der Steuerbehörde und wer auch sonst noch immer die Hand aufhielt, nachgab und nach L. ging. Allein.
Wenn man den Doktor danach sah, war für ihn ständig Feiertag: Er hatte immer geflaggt! Sein Äußeres verkam immer mehr, sein Weg ins Reich der Penner war nicht zu übersehen - aber er stand NIE mit anderen Trinkern vor der Markthalle oder an der Tanke, er saß mit einer, meist russischen, Zeitung am Kulturbundpark und las, eine Flasche neben sich, die anderen "unauffälig" hinter der Bank... Doch es kam immer öfter vor, dass er nicht mehr bis nach Hause fand und als "Person im hilflos Zustand" eingesammelt wurde.
Nun haben sie ihn gefunden: Völlig verwandelt! Er war frisch geduscht und rasiert, die Haare geschnitten und gekämmt, NÜCHTERN, bekleidet mit seinem letzten dreiteiligen Anzug, Hemd, Binder, Schuhe, die Hände in den Hosentaschen und ein Lächeln auf dem Gesicht - so lag er in seinem Wohnzimmer. Erst hielt ich es nach diesem Abstieg für ein Gerücht, doch es stimmt - und auch die genaue Todesursache gibt der MUK noch Rätsel auf...
Woran er wohl gedacht haben mag? Vielleicht ist er ja mit L. wieder damals in Ulan-Bator - ich würde es ihm wünschen!
Waldschratt - 20. Jun, 21:56