Nachtpoet
Sparte:Wie lange ist Dir die Gegenwart?
Du zwinkerst, und sie ist verloren.
Tausend, millionen, unzählige Male
vergeht sie und wird neu geboren
in diesem einen Wimpernschlag.
"Epilog:
...
Das heutige Gedicht ist gestern Nacht entstanden, nach dem Telefonat mit einer sehr guten und langjährigen Freundin von mir. Wir kamen irgendwie, auf diese verquere Telefonate-nach-2Uhr-Morgens-Art, auf das Thema Gegenwart, und wie sie doch eigentlich gar nicht existiert. Ist aber auch witzig, ist sie doch eigentlich nur eine Illusion, die Nahtstelle zwischen Eben und Gleich, Vergangenheit und Zukunft, unmeßbar kurz, die kleinste denkbare Zeiteinheit. Und doch verbringen wir unser ganzes Leben in ihr. Nicht mit unseren Gedanken, die hängen in der Regel an dem, was war, grad eben oder überhaupt, oder dem, was sein wird, gleich oder wann auch immer. Für Menschen wie mich, die sich doch im Hier und Jetzt am wohlsten fühlen, ist das schon ein seltsamer Gedanke. Man überlege sich mal, alles, was wir sehen, hören, riechen, ist letztendlich schon längst vergangen, denn was auch immer für unsere Sinneseindrücke verantwortlich ist, braucht Zeit, wie kurz sie auch sein mag, um uns zu erreichen. Man stelle sich das so vor wie die Sache mit den Sternen, die wir immer noch sehen, obwohl sie vielleicht längst erloschen sind, weil das Licht, welche sie vor Jahrtausenden losgeschickt haben, uns erst jetzt erreicht. Nur halt in weit kleinerer Dimension.
Und bei allem, was wir tun, verlassen wir uns letztendlich auf unseren Blick in die greifbare Zukunft, basierend auf dem, was gerade eben noch war. Wenn wir uns setzen, zum Bleistift, gehen wir davon aus, dass der Stuhl gleich immer noch da sein wird, um uns vor einer sehr peinlichen Szene zu bewahren (was er in der Regel auch ist, außer, das Universum hat grad mal wieder Lust auf etwas Slapstick). Und auch, wenn wir uns selbst innerlich betrachten, eigentlich das einzig konkrete im Hier und Jetzt, auf das wir so zugreifen können, wie es gerade ist, so sind auch wir immer im Fluss und Wandel, und allein dieser Gedanke verändert uns schon, so dass unser Blick wieder unser vergangenes Ich betrachtet.
Und doch gäbe es ohne das Jetzt kein Eben oder Gleich, kein Davor oder Danach. Es ist nicht das, was uns ausmacht, aber das, wo alles, was wir sind, sich befindet. Und eines, das passiert vielleicht wirklich in diesem Jetzt, und ist deshalb auf seine Art weit authentischer und realer als alles andere, wenngleich, und vielleicht gerade weil es so schwer zu fassen ist:
Unser Fühlen.
May the Night bless You
Der NachtPoet
Stefan Brinkmann"
(Quellen / Urheber:
1.) "Der Nachtpoet"
2.) "Nightlypoem"
Mit freundlicher Genehmigung des Autors!
Waldschratt - 16. Feb, 04:54