An einen Bekannten, der einmal ein Freund hätte werden können…
Nun ist es schon einige Zeit her, dass Ihr mich besucht habt. Zeit, in der Du anderen, mir nicht bekannten Menschen Deine Gedanken, die mehr einem Gutachten gleichen, mitgeteilt hast. Erst später durfte auch ich sie einmal lesen… Darauf angemessen zu reagieren hat mich wiederum auch etwas Zeit gekostet.
Meinst Du nicht, es wäre nur einfach fair gewesen, mir die Möglichkeit zu geben, meine Sicht der Dinge mit darzustellen? Die wenigen Stunden Deines Aufenthaltes gaben Dir die Möglichkeit, die eine oder andere Tendenz vielleicht zu erkennen, aber einzelne, aus dem Zusammenhang gerissene Dinge zu Beweisen hochzustilisieren und anderes dafür wegzulassen ist immer eine "linke Sache"…
Sicher gibt es einige Dinge, denen ich zustimme. Ich habe auch nicht die Absicht, jeden Deiner Punkte hier auszubreiten und zu diskutieren – es wäre ein Kampf um Einzelheiten, der zu nichts führt. Aber auf einige Punkte möchte ich dennoch eingehen.
Da wäre z. Bsp. gleich am Anfang das Thema der
hygienischen Zustände. Dabei stimme ich Dir voll zu, dass der unmittelbare Pflegebereich gefliest, zumindest mit wischfreundlichen Fußbodenbelag ausgelegt sein sollte. Hättest Du die Frage gleich gestellt als es um die behindertengerechten Umbauten des Bades ging, hättest Du Unterlagen und Antwort bekommen:
1.) konnte die Finanzierung nicht geklärt werden, da der alte Belag noch nicht abgeschrieben ist und
2.) für die Zeit der Umbau-arbeiten kein Quartier für mich bereit steht; er lässt sich also nur realisieren, während ich im KH liege.
Du schließt in diese Kritik aber auch alle anderen Gelasse mit ein (außer Mutschs), so auch Küche und Bad, die ausschließlich vom Pflegedienst gereinigt werden. Von
dem Pflegedienst, den Du so lobst, obwohl Du nur ihren wirklich besten Mann kennen gelernt hast, auf den ich auch nichts kommen lasse; der allerdings auch nur für meine Pflege zuständig ist und nicht für die Hauswirtschaft…
Weil ich gerade bei F. bin: Es freut mich, dass seine Arbeit in Deinen Augen dieselbe hohe Wertschätzung genießt wie in meinen, dass wir uns hier also einig sind. In Deiner Anmerkung sprichst Du allerdings sehr deutlich davon, dass es sich dann wohl nur um eine
"Manipulation" am Beutel handeln könnte. Wer käme dafür als einziger in Frage? Ich! Diese Unterstellung betrachte ich als
bodenlose Unverschämheit! Eigentlich wäre dafür eine
Entschuldigung angebracht… In Spitzenzeiten musste bis zu 4x am Tag alles neu gemacht werden, bereits beim Zuschneiden flogen rund 30% der Beutel raus, weil sich die Klebefläche als Fläche von der Platte abhob… Ist alles dokumentiert und nachzulesen in der Pfllegedokumentation, die Dir ebenso wie die Arztberichte und der Soz.-Amtsbescheid zur Verfügung standen… Aber eigentlich zeigt sie nur, wie wenig Du von mir, von uns weißt!
Das sieht man ja auch in Sachen
"Schnittchen". Eine der wenigen Tätigkeiten, die Mutsch noch nicht sonderlich schwer fallen, die sie im Sitzen erledigen kann und die ihr wirklich Freude machen! Ganz abgesehen davon hat das Ganze eine lange Tradition, auf die ich aber hier nicht eingehen will.
Ebenso wenig wie auf andere Krankheitsprobleme. Nur an einem beißt die Maus keinen Faden ab: Schon rein optisch müssen es zwei Scheiben von einem Ein-Pfund-Brot sein (welches Ihr mitgebracht habt), um auf eine 3-Pfund-Brot-Scheibe (Standard) zu kommen. Wer mehr über die Verteilung von Kilokalorien (oder Kilo-joule, wie es besser bzw. richtig heißen sollte) auf die einzelnen Mahlzeiten und den Umgang mit der "1000-kcal-Grenze" angeht, sei auf meinen Artikel im "B & R – Fo-rum" verwiesen, der sich mit der "Geraer Diät" beschäftigt (Die mir diese Erfolge brachte!) und in den nächsten Tagen erscheint.
Oh, beinahe hätte ich es vergessen – und dabei dürfte es der Punkt sein, der die größten Auswirkungen auf die Freunde im Netz hatte, nämlich das
"Essen auf Rädern".
Es war eine Initiative, für die ich nicht genug danken kann, denn sie hat meiner Mutter sehr geholfen – und das nicht nur in finanzieller Hinsicht!
Doch wie Ihr bei Eurem Besuch ja selbst bemerkt habt: Die gelieferten Portionen waren sehr reichlich – und meine Mutter isst auch nicht gerade viel, so dass sie oft zweimal davon essen konnte. Oder wir haben, als ich dann wieder da war, uns eine Portion geteilt, es hat für beide gereicht.
Bei dem Essen, welches ich nun Deinen Worten nach meiner Mutter "weggegessen" habe, ist auch wieder so ein fast lustig zu nennender Aspekt dabei: Jeder Mensch hat auch beim Essen Lieblingsgerichte und andere, die er gar nicht mag. Während ich mich vor Spinat egal in welcher Form drücke, isst ihn meine Mutter gern – dafür lehnt sie Butter und Käse ab. So war es auch mit diesem warmen Mittag vom "Essen auf Rädern": Flecke, auch "Kuddeln" oder "Wiener Bäuchle" genannt und wirklich eine Geschmackssache; eine, für die ich hemmungslos den doppelten Preis zahlen würde, wenn sie gut gemacht sind – und die meine Mutter zwar (Hervorragend!) kocht, aber nicht essen mag… Somit war uns beiden ein Gefallen getan, als ich (fast alles) aufgegessen habe (was mir aber auch Magenschmerzen einbrachte, denn es war zuviel...). Im Übrigen gibt es auch beim Essen nichts, wo es eine strikte Trennung "Meine – Deine" einzuhalten gilt: Es ist alles "Unser"! Zwar gehe ich nicht un-gebeten an Mutschs Geburtstagspralinen, ebenso wenig wie ich meine Honigkuchen alleine aufesse ohne mit ihr zu teilen, aber ist das nicht eigentlich in allen Familien so?
Resümee:
Das ich noch auf irgendeine Nachricht von Dir hoffen kann, glaube ich kaum – und es ist vielleicht auch besser so, denn der Stachel sitzt tief! Auch und vor allem bei Mutsch, denn sich von der Nähmaschine und der Rolle zu trennen fiel ihr trotz aller Beteuerungen nicht leicht, es waren schließlich Geschenke meines Vaters. Ich finde, damit und mit dem Rest dürften unsere materiellen Verpflichtungen Euch gegenüber, resultierend aus den Päckchen, mehr als ausgeglichen sein. Vielleicht sollte man einfach einen großen Haken unter diese … Episode… machen.
Vielmehr als an diesem Verlust kaue ich an dem Misstrauen, dass sich in mir wieder breit macht und mir zur Vorsicht allen gegenüber rät. Daher war es vielleicht auch ganz gut, dass die Telekom mal wieder für fast 14 Tage den Stecker gezogen hatte, denn sonst wären diese Zeilen schon eher erschienen - und nicht mehrfach durchdacht.
Viele Grüße und nur die besten Wünsche für alles Weitere!
Maik
Nachsatz:
Alle, die sich an der Aktion "Essen auf Rädern" beteiligt haben und sich auf Grund der persönlichen Schilderungen von R. betrogen fühlen, bitte ich, sich bei mir zu melden und mir die Summe zu nennen, die sie eingezahlt haben. Wir werden uns bemühen, diese "klein-bei-klein" zurückzuzahlen, damit sich keiner ausgenommen fühlt! Das ehrliche "DANKE!" an Euch alle bleibt davon unberührt…
*lg*
Maik,
der Waldschratt